Henry: Portrait of a Serial Killer ist ein Low-Budget-Thriller des US-amerikanischen Regisseurs John McNaughton aus dem Jahr 1986. Der Film schildert in nüchternen und realistischen Bildern das Leben eines Serienmörders in Chicago.

Handlung

Der vorbestrafte Mörder Henry trifft in Chicago seinen Freund Otis wieder, den er vor Jahren im Gefängnis kennenlernte, und zieht bei ihm ein. Henry und Otis’ jüngere Schwester Becky, die ebenfalls in der ärmlichen Wohnung lebt, verbindet eine traurige Kindheit. Während Becky von ihrem Vater häufig sexuell missbraucht wurde, erzählt Henry von den Demütigungen seiner Mutter, bis er sie schließlich umbrachte, und verwickelt sich in zwei Variationen des Mordes. Wobei Otis Becky eine ganz andere Version berichtete. Henry fühlt sich zu Becky hingezogen, doch auch Otis hegt ein inzestuöses Interesse an seiner Schwester.

Eines Abends nehmen Henry und Otis zwei Prostituierte in ihrem Auto mit, die Henry tötet; Otis zeigt zwar keine Reue, hat jedoch Angst davor, erwischt zu werden. Henry beruhigt ihn und führt ihn in die Kunst des Serienmordes ein. In den folgenden Monaten töten Otis und Henry zahlreiche weitere Menschen, darunter eine komplette Familie. Teilweise nehmen sie ihre Taten sogar auf Video auf. Becky bekommt von alldem nichts mit.

Als Henry eines Tages nach Hause kommt und Otis bei einer Vergewaltigung Beckys erwischt, bringt er seinen Freund um, zerstückelt die Leiche in der Badewanne und wirft sie anschließend in einen Fluss. Henry schlägt Becky vor, eine Zeitlang unterzutauchen, und die beiden fahren mit dem Auto in Richtung Süden. Auf der Fahrt gesteht Becky ihre Liebe zu Henry, die dieser scheinbar erwidert. Als die Nacht hereinbricht, nehmen sie sich ein Motelzimmer, das Henry am nächsten Morgen allein verlässt. Er fährt mit dem Auto davon, hält nach einer Weile am Straßenrand und lässt einen Koffer zurück, aus dessen Innerem Blut tropft.

Hintergrund

Henry: Portrait of a Serial Killer basiert auf dem realen Fall des Serienmörders Henry Lee Lucas, der als Jugendlicher seine Mutter umbrachte und 1984 zum Tode verurteilt wurde. Lucas behauptete bei seiner Verhaftung, mehr als 600 Menschen getötet zu haben. Bis auf 3 konnte jedoch keines der Geständnisse verifiziert werden. 1998 wurde das Urteil von George W. Bush, dem damaligen Gouverneur von Texas, in eine lebenslange Haftstrafe umgewandelt. Lucas starb 2001 eines natürlichen Todes.

Der Film beginnt mit der Erklärung, dass Henry: Portrait of a Serial Killer auf Lucas’ Geständnissen basiere und nicht auf den Verbrechen, für die er letztendlich verurteilt wurde. Darüber hinaus wird behauptet, Otis und Becky seien erfundene Figuren, obwohl Henry Lee Lucas tatsächlich einen Komplizen namens Ottis Toole hatte. Als Vorbild für Becky diente wahrscheinlich Tooles Nichte Frieda Powell, die häufig auch Becky genannt wurde. Abgesehen von den Namen hatten Toole und Powell mit den Filmfiguren wenig gemeinsam.

Die Idee, einen Film über Lucas zu drehen, kam dem Regisseur John McNaughton, als er einen Beitrag über diesen in der Fernsehsendung 20/20 sah. Henry: Portrait of a Serial Killer war McNaughtons erster Spielfilm und wurde im Herbst 1985 innerhalb von nur 28 Tagen gedreht. Die Produktionskosten betrugen etwa 111.000 US-Dollar. Um Geld zu sparen, spielten manche Darsteller mehrere Rollen und Crewmitglieder wurden als Statisten eingesetzt. Die Hauptrolle übernahm Michael Rooker, der damals als Hausmeister arbeitete und seine Uniform während des gesamten Filmdrehs trug. Er legte sie nur für die Mordszenen ab, da sie nicht schmutzig werden durfte.

Henry: Portrait of a Serial Killer feierte seine Premiere am 24. September 1986 auf dem Chicago International Film Festival. Aufgrund von Uneinigkeiten zwischen McNaughton und der Zensurbehörde MPAA, die ihm ein X-Rating erteilen wollte, kam der Film erst 1989, drei Jahre nach seiner Fertigstellung, in die Kinos. In Großbritannien war er bis 2003 nur in einer gekürzten Fassung erhältlich. Henry: Portrait of a Serial Killer spielte in den Vereinigten Staaten rund 610.000 Dollar ein und wurde mehrfach ausgezeichnet.

1996 drehte Chuck Parello eine Fortsetzung mit dem Titel Henry: Portrait of a Serial Killer 2. Die Hauptrolle übernahm hierbei Neil Giuntoli.

Für ein Musikvideo der Rockband American Head Charge aus dem Jahr 2001 übernahm Michael Rooker die Rolle des Henry ein weiteres Mal.

In Deutschland war der Film indiziert. Die Indizierung wurde im August 2012 auf Antrag des Labels Bildstörung (Capelight Pictures) aufgehoben und der Film erhielt bei einer Neuprüfung von der FSK keine Jugendfreigabe. Die Veröffentlichung erfolgte am 26. Oktober 2012.

Kritiken

Auszeichnungen

Brussels International Fantastic Film Festival 1991
  • Silberner Rabe für John McNaughton
Fantasporto 1991
  • Auszeichnung in der Kategorie Bester Film für John McNaughton
  • Auszeichnung in der Kategorie Bestes Drehbuch für John McNaughton und Richard Fire
  • Auszeichnung in der Kategorie Bester Schauspieler für Michael Rooker
  • Auszeichnung in der Kategorie Beste Schauspielerin für Tracy Arnold
Independent Spirit Awards 1991
  • Nominierung in der Kategorie Bester Film für John McNaughton, Lisa Dedmond und Steven A. Jones
  • Nominierung in der Kategorie Beste Regie für John McNaughton
  • Nominierung in der Kategorie Bestes Drehbuch für John McNaughton und Richard Fire
  • Nominierung in der Kategorie Bester Hauptdarsteller für Michael Rooker
  • Nominierung in der Kategorie Bester Nebendarsteller für Tom Towles
  • Nominierung in der Kategorie Beste Nebendarstellerin für Tracy Arnold
Internationales Filmfestival von Locarno 1990
  • Nominierung für den Goldenen Leoparden für John McNaughton

Seattle International Film Festival 1990

  • Auszeichnung mit dem Golden Space Needle Award in der Kategorie Bester Schauspieler für Michael Rooker
Sitges Festival Internacional de Cinema de Catalunya 1990
  • Auszeichnung in der Kategorie Bester Film für John McNaughton
  • Auszeichnung in der Kategorie Beste Regie für John McNaughton

Literatur

  • Interview mit McNaughton in: Thomas Gaschler & Eckhard Vollmar: „Dark Stars“. Belleville, München 1992, ISBN 3-923646-50-X.
  • –MAERZ– (Axel Estein): "Henry: A Portrait Of A Serial Killer – Einzelbild-Fortschaltung." In: Splatting Image, # 2, Februar 1990

Quellen und Anmerkungen

Weblinks

  • Henry: Portrait of a Serial Killer bei IMDb
  • Henry: Portrait of a Serial Killer bei Rotten Tomatoes (englisch)
  • Norbert Grob: Terror des Hochgefühls in Die Zeit
  • Adrian Gargett: Henry: Portrait of a Serial Killer in www.kamera.co.uk (englisch)
  • Mike Bracken: The Horror Geek Speaks: Henry: Portrait of a Serial Killer bei IGN (englisch)
  • Vergleich der Schnittfassungen FSK 16 – FSK 18, BBFC 18 VHS (Electric Video) – FSK 18, BBFC 18 (Universal) – FSK 18 von Henry: Portrait of a Serial Killer bei Schnittberichte.com

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